Von wegen Banker auf der Anklagebank


Susanne Lerch WeilMan möchte meinen, dass in einem Prozess der Angeklagte auf einer Bank sitzt, der Anklagebank eben. Im Gerichtssaal 203E von Richter James Cohn in Fort Lauderdale sitzt der Angeklagte Raoul Weil indes auf einem relativ bequemen Bürosessel, genauso wie die Anwälte beider Seiten, die Geschworenen und der Richter – obwohl es im Prozess eigentlich um eine Bank geht. Auf einer harten Holzbank sitzen allerdings die Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Frau von Raoul Weil, Susanne Lerch Weil, muss dies geahnt haben. Vom ersten Tag an hatte sie ein dünnes Kissen dabei, das das stundenlange Sitzen auf der harten Bank etwas erträglicher macht. «Das habe ich im Supermarkt gekauft, und es ist auf der Unterseite sogar gummiert, damit es nicht rutscht», sagt sie in einer Pause.

Davon habe ich gelernt. Mein Allerwertester tat nach zwei Tagen und somit rund 16 Stunden auf der Zuschauerbank derart weh, dass ich am dritten Verhandlungstag auch ein Kissen mitbrachte. «Very smart», meinte mein Sitznachbar, der sich nicht identifizieren wollte, aber schätzungsweise Notizen über die Zeugenaussagen für neue Ermittlungen des US-Justizministeriums macht. Und so wird mich mein Sitzkissen auch die kommenden Tage ins Gericht begleiten.


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