Trotz Konkurs volle Konten
Prozess gegen Schweizer Ehepaar Krüger auf den Cayman Islands: Der Pleitier hatte keine Mühe, innert weniger Stunden eine halbe Million Franken Kaution aufzubringen.
Am ersten Tag in Freiheit war Barbara Krüger wieder gut im Geschäft. «Ich habe Doris versprochen, die 150 000 Franken sofort zurückzuerstatten», erklärte sie ihrem Mann, der auf den Transport vom Gericht ins Gefängnis wartete: «Soll ich den Betrag vom Bankverein-Konto überweisen?» Szenen wie diese spielten sich in den letzten Wochen praktisch täglich rund ums Gefängnis und den Gerichtshof auf den karibischen Cayman Islands ab, wo der Schweizer Immobilienpleitier Peter Krüger in Untersuchungshaft sitzt. In breitem Berndeutsch unterhielt sich der Häftling mit seiner inzwischen gegen Kaution freigelassenen Gattin – über Konti und Liegenschaften. Die sorglosen Gespräche des Duos, die für die lokalen Justizbehörden unverständlich waren und von FACTS teilweise mitverfolgt wurden, belegen: Krügers verfügen noch immer über reichlich flüssiges Geld.
Eine Kaution in der Höhe von 300 000 Cayman-Dollar – rund eine halbe Million Schweizer Franken – hatte Barbara Krüger aufbringen müssen, und sie hatte es innert weniger Stunden geschafft. Zwar ist das Krügersche Vermögen auf den Cayman Islands in der Höhe von gut zehn Millionen Franken wegen einer Zivilklage des Bieler Unternehmers André Laager längst eingefroren worden. Doch die Ermittler haben zumindest ein volles Konto auf der Karibikinsel übersehen.
«Soll ich den Betrag vom Bankverein-Konto überweisen?» (Barbara Krüger zu ihrem Mann)
Wie aus einem vom zuständigen Richter ausgefüllten «Formular über die Kautionsbedingungen» hervorgeht, hat Barbara Krüger einen Drittel der Sicherheitssumme mit einem Bankcheck beglichen. Auch ihre Freundin Marlen Brodbent bestätigt: «Sie hat 100 000 Cayman-Dollar selber bezahlt.» Brodbent muss es wissen, denn sie hat einen weiteren Drittel der Kaution beglichen und ist auch sonst über die Finanzen der Krügers bestens im Bild. Die Österreicherin hat vor zwei Jahren John Brodbent geheiratet, Mitinhaber des Anwaltsbüros Bruce Campbell & Co. Just dieses Büro hat seit 1987 sämtliche Liegenschaften der Krügers gekauft und verwaltet.
Die dritte Frau neben Krüger und Brodbent, die mit ihrer Unterschrift auf dem richterlichen Formular einen Teil der Kaution übernahm, heisst Doris Dettling. Die Schweizerin, die seit 15 Jahren auf der Insel lebt, musste den Betrag von 100 000 Cayman-Dollar allerdings nur vorschiessen. 150 000 Franken, so die von FACTS mitverfolgte Absprache zwischen dem Ehepaar Krüger, sollte sie «sofort wieder zurückerhalten».
Ironie des Schicksals: Die Rückerstattung an Dettling floss gemäss Barbara Krüger ausgerechnet über ein lokales Konto des Schweizerischen Bankvereins – also jener Bank, die als Gläubigerin von Krügers Konkurs am stärksten betroffen war. Die Bankverein-Filiale auf den Cayman Islands wollte diesen Sachverhalt nicht bestätigten. «Ob Krügers hier ein Konto haben und ob dieses eingefroren ist», erklärt Direktor Jürg Kaufmann, «darf ich nicht verraten.» Die Wahl der Anwälte deutet darauf hin, dass Krügers nach wie vor über genügend Kleingeld verfügen. Der örtliche Auslieferungsspezialist Ramon Alberga verrechnet 800 Franken pro Stunde, und der aus London eingeflogene Anwalt Alun Jones verlangte vom Gericht 150 000 Franken, weil sich der Prozess um eine Woche verzögerte.
Trostpflaster für die geprellten Gläubiger in der Schweiz: Solange Krügers über derart viel Geld verfügen, besteht auch für sie noch Hoffnung.