Ihr Kinderlein kommet


«Luca Kevin Noah wünscht euch ein gutes Neues Jahr!» steht auf der Karte. Abgebildet ist ein mir unbekanntes Baby mit einem noch etwas unförmigem Kopf – so wie Babys halt aussehen. Aber ich muss von Anfang an erzählen…

Ich bin gerade daran, auf dem Bücherregal etwas Ordnung zu schaffen. Dazu gehört auch das Entsorgen der Weihnachts- und Neujahrskarten. Diesmal scheint etwas schief gelaufen zu sein, global. Nicht nur aus der Schweiz, sondern auch aus England, Deutschland, Kanada und den USA haben wir mehrere Karten von Babys erhalten. Mit viel Geduld und etwas Glück haben wir jeweils herausgefunden, wer dahintersteckt, nämlich die Eltern: Zum Beispiel unsere langjährigen Freunde, nennen wir sie John und Maribelle. Was wir nicht klären konnten: Warum um alles in der Welt missbrauchen Eltern ihren über alles geliebten Nachwuchs so unverschämt für Weihnachts- und Neujahrskärtchen an Menschen, die sie – die Neugeborenen – noch nie gesehen haben, gar nicht kennen können? Und warum bekommen wir keine Kärtchen mehr von unseren langjährigen Freunden selber? Nun gut, da wir keine Kinder haben (wollen), müssen wir uns fürs nächste Neujahr etwas einfallen lassen, um mitzuhalten. Vielleicht könnten wir eine Karte verschicken, auf der unsere winterharte Balkon-Agave alles Gute wünscht, oder viele Grüsse von unserem Auto. Oder könnte es der neue Laptop richten, oder der neue iPad? Ja, das ist gut, ich glaube, wir nehmen den iPad.


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