Endloses Kreuzverhör
Als Zeuge vor einem US-Gericht hat man es nicht leicht. Das zeigt sich einmal mehr im Prozess gegen den ehemaligen UBS-Topbanker Raoul Weil in Florida. Glück hatte die erste Zeugin der Anklage, Christine Wolff, eine erfahrene UBS-interne Revisorin, seit 1993 bei der Bank, derzeit in der UBS-Zentrale in Stamford, nördlich von New York. Sie durfte den Zeugenstand nach rund einer Stunde wieder verlassen. Von ihr wollte die Anklage nur wissen, wie lange welche UBS-Dokumente aufbewahrt werden. Die Verteidigung verzichtete auf Fragen.
Ganz anders bei Hansruedi Schumacher, bis 2002 Leiter des schmutzigen Geschäft der UBS mit den US-Kunden, die ihr Geld vor der US-Steuerbehörde IRS (Internal Revenue Service) versteckten. Er ist – wie sein früherer Boss Raoul Weil – ebenfalls angeklagt wegen Beihilfe zu Steuerbetrug. Die Anklage liess ihn vier Stunden lang erzählen, wie das illegale Geschäft genau ablief und dass alle, ALLE in der UBS davon wussten.
Doch dann verbiss sich die Verteidigung in den armen Schumacher. Über zehn Stunden nahm sie ihn in die Mangel und stempelte ihn schliesslich zum Sündenbock. Schumacher war dem Zusammenbruch nahe. Das Foto zeigt ihn (rechts) mit seinem Anwalt Peter Raben (links) beim Verlassen des Gerichtsgebäudes.
Noch länger musste der als Kronzeuge gehandelte Martin Liechti im ausharren. Er war unter Raoul Weil Leiter der UBS-Vermögensverwaltung Nord- und Südamerika (Weil selber war ab Juli 2002 der Chef der globalen Vermögensverwaltung). Liechti half der US-Justiz und blieb dafür ein freier Mann. Er belastete seinen Ex-Boss schwer, doch am Ende stand Aussage gegen Aussage. Wer wollte nun das schmutzige US-Geschäft stoppen, und wer wollte es fortsetzen? Das Kreuzverhör dauerte drei Tage.
NB: Die Zeugin Géraldine Zürcher hatte am meisten Glück. Die Anklage verzichtet auf ihren Auftritt. Sie wurde von der Liste gestrichen.
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