Ein Elend kommt selten allein
Am Anfang war eine gute Idee: Statt auf dem kürzesten Weg von Utica im Bundesstaat New York nach Cleveland zu fahren – mit einem Abstecher zu den Niagara-Fällen immerhin rund 700 Kilometer, entschlossen wir uns für eine Route nördlich des Ontario-Sees durch Kanada. 200 Kilometer mehr, so what? Wir wollten die altehrwürdige Queen’s University in Kingston besuchen. Das war schön. Aber dann begannen die Probleme. Am Ende erreichten wir unser Hotel bei Cleveland im Bundesstaat Ohio erst um 4 Uhr früh.
Kurz nach Kingston standen wir zwei Stunden im Stau. Die Autobahn war geschlossen, wegen eines Unfalls. Kein Ausweichen möglich. Dann folgte eine Umleitung, die uns eine weitere Stunde plus 100 Kilometer kostete. Nun gut. Toronto erlebten wir nur noch im Dämmerlicht, dabei freuten wir uns darauf, die Niagara-Fälle von der kanadischen Seite aus noch bei Tageslicht zu sehen. Leider erreichten wir sie erst kurz nach 22 Uhr, als es schon stockdunkel war. Immerhin sind die Fälle nachts beleuchtet, äusserst kitschig, in wechselnden Farben.
Kurz vor Mitternacht überquerten wir die Grenze zurück in die USA. Noch knapp drei Stunden zu fahren. Ach ja, und das Benzin wurde langsam knapp. Aber kein Problem, der Bordcomputer zeigte noch eine Reichweite von 42 Meilen an, in 17 Meilen kam eine Raststätte. Aber kurz vor der Raststätte war Schluss. Ende, aus. Tank leer. Die Anzeige war falsch, das wissen wir seitdem. So sassen wir fest, um 1 Uhr früh, kurz nach Buffalo, bei Meile 440.8 auf der Interstate 90 West. Okay, auch das gehört wohl zu einem Roadtrip. Amerikaner sind hilfsbereit, das wurde mir in jener Nacht einmal mehr klar. Ein Anruf bei der Polizei (Notruf 911) genügte. Wir wurden mit der Autobahnbehörde verbunden, die sofort einen Mann mit einem Kanister Benzin losschickte. Nach einer halben Stunde war er bei uns. «Ich kann euch drei Gallonen geben, nicht mehr und nicht weniger», sagte er. Das sind gut zehn Liter. Und er entschuldigte sich, dass er uns pro Gallone drei Dollar berechnen müsse. Neun Dollar total. Sonst mussten wir nichts bezahlen, weil wir AAA-Mitglieder sind (American Automobile Association).
Die letzte Etappe führte uns dem Eire-See entlang durch Pennsylvania. Ausser dem Welcome-Schild haben wir von diesem Bundesstaat nicht viel gesehen. Nach über 1000 Kilometern und 14 Stunden im Auto war das Tagesziel erreicht.
Das ist so richtig Abenteuer! Wobei das mit dem Benzin ist schon ein wenig mühsam, warum bis auf den letzten Tropfen nicht tanken? Na ja, ist ja trotzdem alles gut gelaufen, besser als ein Unfall! Freue mich auf den nächsten Blog!