Die Wirtschaft steht unter Generalverdacht
Da jubelt die Basler Wirtschaft: Endlich wird „ihre“ Zeitung unter dem neuen Chefredaktor Markus Somm vollends auf Hörigkeit getrimmt. Ob sie so überlebt? Es war ein weiter Weg vom ehemals linken Intelligenzblatt zum neoliberalen Sprachrohr. Wobei ja auch der geschasste Chefredaktor Matthias Geering mit seinen Basler Spezis lieber kuschelte und den Pressionen nachgab als Tacheles redete und die Pressefreiheit verteidigte. Aber den neuen Besitzern ging das offenbar nicht weit genug. In ihren Augen stellte die BaZ die Wirtschaft bis anhin unter „Generalverdacht“. Ja was denn sonst? Lehman Brothers, UBS und BP, um nur die paar jüngsten „Verdächtigen“ zu nennen, rückten ja leider erst ins Visier der Justiz und der Öffentlichkeit, als es bereits zu spät war. Es ist daher nicht nur verständlich, sondern sogar eine Pflicht der Medien, die Wirtschaft – wie auch die Politik – unter Generalverdacht zu stellen. Das bedeutet nicht, sie zu verurteilen. Es gilt die Unschuldsvermutung. Auch für Somm. Vorerst. (Karikatur: Roger Schmidt)
Es ist wohl beides in Kombination. Die Zeitungen beschäftigen aber nicht nur weniger, sondern vor allem auch weniger erfahrene Journalisten – weil die erfahrenen offenbar zu teuer sind. Aber Qualität hat halt seinen Preis. Auf der andern Seite bauen die Unternehmen ihre PR – pardon – Kommunikationsabteilungen aus und versuchen immer stärker, ihre eigene Agenda den Medien aufzuzwingen. Aber dennoch muss ich sagen: Journalismus ist ein Traumjob!
Ohne die Medien wären viele Skandale noch viel später oder gar nie ans Licht gekommen. Aber die Zeitungen werden leider immer braver. Liegt es daran, dass sie sparen und immer weniger Journalisten beschäftigen? Oder hat der Aussendruck von den PR-Leuten derart zugenommen?