Blauer Riese schlägt Gelben Riesen
Da schicke ich eine Geburtstagskarte in die Schweiz, korrekt frankiert. Und rechtzeitig. Briefpost aus Boston benötigt meist nur drei bis fünf Tage. Aber diesmal finde ich das Couvert zwei Tage später im eigenen Briefkasten wieder. Mein Fehler, wie sich herausstellte. Ich hatte die Etikette mit dem Absender irrtümlich links unten statt links oben auf den Brief geklebt.
Dennoch gehe ich zur Post, um zu reklamieren. Es ist punkt 18.01 Uhr, kein Problem, die Post hat jeden Tag von 6 Uhr früh bis Mitternacht offen, auch am Wochenende. Ich ziehe die Nummer 555. Auf dem Zettel steht die zu erwartende Wartezeit, null Minuten. Tatsächlich wird meine Nummer bald aufgerufen.
Ich habe vorsichtshalber einen neuen Briefumschlag dabei. Das wäre aber nicht nötig gewesen. Die Frau am Schalter erklärt mir kurz den Irrtum, klebt die Etikette eigenhändig an die richtige Stelle und stempelt den Brief neu ab. Kostenlos. Ich entschuldige mich kurz. „Nein, nein, Sie haben keinen Grund, sich zu entschuldigen“, sagt sie. Und schon ist der Brief wieder unterwegs. Wow! Genau das verstehe ich unter Service Public. Ich wage nicht daran zu denken, was in der Schweiz passiert wäre: Lange Wartezeit, unfreundliches Personal, Poststelle schon geschlossen, Porto nochmals bezahlen?
PS: Der United States Postal Service (U.S.P.S.) ist NICHT privatisiert. Und die Poststellen sind NICHT Gemischtwarenläden, bieten aber alles an, was rund um das Versenden von Briefen und Paketen benötigt wird. Dennoch kostet ein Übersee-Brief (Standard, bis 50 Gramm) nur 1.10 Dollar, und nicht 2.80 Franken (Economy) oder 3.80 Franken (Priority) wie beim Gelben Riesen.
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